Häufig gestellte Fragen

Sind SPACs ganz neu?

Nein, das Konzept existiert schon lange, geriet aber vorübergehend in Vergessenheit. 2017 wurde es in den USA neu lanciert, seit 2020 boomen die SPACs (76 Mrd. in USA). SPACs sind für Unternehmen eine attraktive Alternative zum klassischen IPO, zu einem Trade Sale oder einem Verkauf an ein PE-Haus.

Warum war es lange kein Thema mehr, war es nicht genug gut?

Wie bei allen innovativen Finanzmarktkonzepten gibt es anfänglich schlechte und gute Erfahrungen. Heute haben die SPAC-Konditionen ein angemessenes Niveau erreicht und es gibt genügend Erfolgsbeispiele. Die Ellen von Sponsoren, Investoren und Gesellschaften müssen gleich lang sein, damit haben die SPACs eine höhere Qualität erreicht.

Gibt es beim SPACs einen Emissionsprospekt?

Ja, in diesem stehen insbesondere alle Konditionen (Sponsor, VR, Warrants etc.) detailliert beschrieben.

Was garantiert am ehesten für den Erfolg?

Die Erfahrung zeigt, dass insbesondere die Qualität von Sponsor und VR über den Erfolg entscheiden. Darauf achtet die institutionelle Investorenwelt heute (siehe McKinsey-Studie: «Earning the premium»).

Die Performance von SPACs war in den letzten Dekaden nicht berauschend. Was hat zur Renaissance geführt?

Die Branche wurde reifer, die SPAC Konditionen haben sich am Marktumfeld angepasst und die Börsenlandschaft hat sich ebenfalls geändert. Die Sponsoren investieren echtes Risikokapital und entsprechend hat sich die Qualität der Sponsoren deutlich erhöht. Der Track-Record der „neuen“ Generation kann jedoch noch nicht analysiert werden, da zu jung.

Was spricht denn gegen IPOs? Da wird doch wenigstens eine saubere Due Diligence gemacht.

Der IPO-Prozess hat heute, was die Anforderungen an die Gesellschaft (Free-Float, Anforderung Mindestkapitalisierung, Research-Aufwand der Banken) und die rechtlichen Anforderungen anbetrifft, das vernünftige Mass überschritten. Es geht in der Erstellung der Dokumente vor allem darum, alle Risiken aufzuzeigen und dadurch Haftungsklagen abzuwenden. Die Kosten von bis zu vier in eine IPO-Transaktion involvierten Anwaltskanzleien sind enorm, der damit verbundene Zeitaufwand ebenfalls. Der Mehrwert ist hingegen überschaubar.

Hinzu kommt der Aufwand in den drei Phasen Pilot-fishing, Pre-sounding und IPO-Roadshow, der für das operative Management gigantisch ist. Vor allem für kleinere und mittlere Gesellschaften ist dies hoch ineffizient.

Zudem besteht beim IPO bis zum Schluss eine hohe Preisunsicherheit und Abhängigkeit von der Börsenstimmung.

Was ist denn besser beim SPAC?

Beim SPAC machen der branchenerfahrene VR und der Sponsor die Due Diligence. Sie ist industrie- und finanzorientiert und dem Private Equity-Prozess sehr ähnlich. Zudem hat er «skin in the game» im Gegensatz zu Beratern und Anwälten im IPO-Prozess. Der Prozess ist zeiteffizient und die Gesellschaft hat Deal-Sicherheit. Das ist sowohl für die verkaufende Gesellschaft wie für die Aktionäre des SPAC attraktiv und blockiert weniger Ressourcen.

Sollten beim de-SPACing zusätzliche PIPE Investoren dazu stossen, ist eine Due-Diligence von Dritten zusätzlich gegeben.

Wieso werden noch zusätzlich Warrants vergeben? Das führt doch zu einer Verwässerung der neuen Investoren, falls die Warrants ausgeübt werden?

Die SPAC Investoren werden für ihre Geduld und ihr Vertrauen entschädigt. In der Schweiz müssen sie Minuszinsen tragen und sie haben ihr Geld für zwei Jahre quasi «blockiert» (auch wenn der Handel jederzeit möglich ist). Die Warrants sind dafür eine Entschädigung, sollte sich das Investment positiv entwickeln. Auch wenn es für Neuinvestoren eine Verwässerung gibt, bei einer positiven Performance profitieren alle Beteiligten und das Unternehmen erhält zusätzliches Wachstumskapital.

Welche Kosten hat der Sponsor eines SPACs?

Der Sponsor investiert Zeit und Arbeit wie ein Unternehmer. Zudem trägt er alle Kosten als Risikokapital, die bei der Gründung (Berater, Anwälte), für das Fundraising (Bankkommissionen), beim Being public (Börsenkosten, IR/PR, Rechtskosten) und im Due Diligence-Prozess des Merger-Kandidaten anfallen sowie die laufenden Kosten (Büro, Administration, laufender Betrieb). Dass können je nach Branche und Grösse des SPAC zwischen 3 bis 10 Millionen sein. Bei einem Misserfolg verliert er in der Regel alles.

Wer kommt als Sponsor in Frage?

In der Regel sind es erfahrene Investoren und/oder Unternehmer. Sie müssen bereit sein, ein Risiko einzugehen und eine Transaktion zu finanzieren. Zudem müssen sie bereit sein, das Target auch nach der Transaktion langfristig zu begleiten und ihre Erfahrungen bezüglich Kapitalmarkt und  operativen Themen einbringen.

Wie ist der Verwaltungsrat bezahlt?

Der VR hat in der Regel kein Honorar bis zum De-spacing. Er ist voll mit im unternehmerischen Risiko und investiert Risikokapital. Er hat wie bei Private Equity echtes „Skin in The Game“.

Wer legt fest, wieviel Aktien der Sponsor und der VR bekommen?

Das ist eine Vereinbarung zwischen Sponsor und SPAC, die im Börsen-Prospekt offengelegt wird. In der Regel sind es zwischen 10-20%, je nach Branche und Grösse der Gesellschaft.

Sind denn 10-20% der Aktien für den Sponsor nicht viel zu viel? Das ist ja eine grosse Verwässerung für die anderen Investoren?

Der Sponsor trägt aber auch als Einziger das wirkliche finanzielle Risiko, falls es nach zwei Jahren zu keinem Deal kommt. Die Fixkosten für den Aufwand der Lancierung und der Kotierung des SPAC müssen abgegolten werden. Der Sponsor trägt alle Kosten, eine Incentivierung ist dadurch gegeben.

Welche Zustimmungsrate wird verlangt, damit der Merger zustande kommt?

In der Regel muss diese bei 50% liegen. In der Realität ist der Sponsor aber daran interessiert, dass möglichst viele Investoren zufrieden sind mit dem Deal, sonst muss er die Lücken der zurückziehenden Investoren decken.

Kann es nur ein Merger oder auch eine Übernahme sein?

Beides. Faktisch ist es ein Unternehmenszusammenschluss, der in Form einer Fusion oder einer Übernahme erfolgt.

Was ist, wenn das Geld des SPAC nicht für einen Merger reicht?

Es ist heute Standard, dass PIPE Investoren den Anteil übernehmen, der nicht von den SPAC Investoren abgedeckt werden kann. Über ein LOI können PIPE Investoren ihre Due-Dilligence durchführen und sorgen für zusätzliche Liquidität der Aktien nach dem De-SPACing. Auch kann eine Transaktion nur eine Minderheitsbeteiligung an einem Unternehmen betreffen.

Kann ich die SPAC-Aktien und die Warrants an der Börse handeln?

Ja. Damit können sich nach dem Börsengang alle Anleger direkt an „Private Equity für alle“ beteiligen.

Das Geld wird auf ein Treuhandkonto einbezahlt. Was heisst das genau?

Es ist ein spezifisches, verzinstes Konto, dessen Gelder nicht angezapft werden können und somit sicher sind. Es fallen nur geringe technische Kosten an, die im Prospekt offengelegt werden. Einzige Ausnahme ist beim Kauf/Merger des SPACs bzw. bei der Rückzahlung an die Investoren, falls keine Transaktion zustande kommt innerhalb von 24 Monaten.

Bekomme ich 100% plus Zinsen meines Einsatzes zurück, wenn ich dem Merger nicht zustimme?

Ja, wobei in der Schweiz aufgrund der Negativ-Zinsen mit einem kleinen Abschlag (max. 1-2% nach 2 Jahren) rechnen muss. Sonst würden die SPACs als reine Geldparkierstation missbraucht. Der Zweck des Rückrufs («mir gefällt die Firma nicht/ich glaube nicht an ihr Potential») würde verloren gehen.

Wird jeweils die ganze Firma in den SPAC gemergt oder nicht?

Ja, es kann aber durchaus sein, dass die SPAC-Holder nach der Transaktion nur einen Teil an der Firma besitzen, da die (teil-)verkaufenden Aktionäre investiert bleiben wollen.

Ist das Ganze nicht einfach ein Geldvermehrungsmaschine für Finanzjongleure?

Überhaupt nicht. Die erste Welle an SPACs war klar zu Sponsoren-orientiert, was dem Ruf dieses Konzepts geschadet hat. Diese frühen Schwächen hat der Markt heute behoben. Sponsoren mit fairen Konditionen werden heute als echte Risikokapitalgeber anerkannt.

Die SPAC-Investoren können vorgängig die Qualität des Sponsors und die des VRs überprüfen. Danach haben sie bis zum Merger einen Put in den Händen. Der Sponsor und der VR tragen das volle unternehmerische Risiko, für das sie im Erfolgsfall adäquat entschädigt werden. Und nicht zuletzt müssen sie auch die Zielgesellschaft von einer Transaktion überzeugen.

Können die Sponsoren nach dem Merger nicht einfach abschleichen?

Nein, danach gilt für sie in der Regel ein Lock-up, welcher alle anderen Aktionäre schützt.

Welche Interessen haben Sponsoren an einem längeren guten Kursverlauf?

Erfolgreiche Sponsoren möchten den Erfolg wiederholen. Darum brauchen sie wie erfolgreiche Private Equity Firmen einen guten Track Record im Fundraising, den sie vorweisen können. Als Investor gilt es, den Ruf des Sponsors wie auch sein investiertes Risikokapital zu prüfen.

Sind SPAC an der SIX zugelassen?

Noch nicht, entsprechende Bemühungen laufen jedoch.

Und sonst in Europa?

In Frankreich, Holland, Deutschland und in England sind sie zugelassen.

Besteht nicht das Risiko, dass wegen Zeitdrucks der SPAC eine zu hohe Bewertung für das Unternehmen bezahlt? Die Bewertungen sind derzeit sehr hoch an der Börse und die Zeit tickt sobald die SPAC Investoren einbezahlt haben.

Die SPAC-Aktionäre entscheiden anlässlich einer Generalversammlung und müssen mit dem Deal einverstanden sein. Sollten sie das Investment als zu teuer erachten, können sie ihr Geld zurückziehen.

Sind aktivistische Sponsoren nicht eine Gefahr für den SPAC?

Ganz im Gegenteil, aktivistisch orientierte Investoren haben ein spezielles Augenmerk auf Corporate Governance und Transparenz, und kennen sich in der Branche/Industrie sehr gut aus. Ihre Vorschläge und Interaktionen mit dem VR/Management kommen allen Investoren zugute.

Warum werden die SPAC Aktien immer bei $ 10 oder EUR 10 platziert?

Das hat sich in der Industrie so etabliert, es gab auch schon Platzierungen bei $ 20.